Am 5. Juni begrüßte das CHA Mark Lowcock zu einer offenen Diskussion darüber, wie humanitäre Maßnahmen durch vorausschauende Ansätze und rechtzeitige Finanzierungsmechanismen mehr Leben retten können. Lowcock, UN Emergency Relief Coordinator and Under-Secretary for Humanitarian Affairs at the UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (UNOCHA), diskutierte mit dem Co-Gastgeber Auswärtiges Amt (AA) und den wichtigsten deutschen humanitären Organisationen. Während des Treffens gab Lowcock signifikante Neuigkeiten bekannt.
Er kündigte an, dass der Central Emergency Relief Fund (CERF) der Vereinten Nationen erstmals 45 Millionen USD für die Region am Horn von Afrika (Somalia, Äthiopien und Kenia) bereitstellen wird als antizipierende humanitäre Hilfe für die durch Dürre verursachte drohende Hungersnot.
In dem Austausch ging es sowohl um die Chancen und die Herausforderungen einer vorausschauenden humanitären Hilfe und vorhersagebasierter Finanzierung als auch ihrer zukünftigen Rolle im humanitären System.
Vorausschauende bzw. antizipierende humanitäre Hilfe heißt, sobald gute Anhaltspunkte für eine drohende Katastrophe vorhanden sind, werden Mechanismen aktiviert, die Schutz bieten bevor es zum Schlimmsten kommt. Vorhersagebasierte Finanzierung (Forecast-based Financing) ist ein solcher Mechanismus, der – auf Grundlage von detaillierten Vorhersagen, early warning data und Risikoanalysen – Hilfsgelder sehr schnell bereitstellen kann (nachdem ein Auslöser bzw. Schwellenwert sowie die Verwendung der Hilfsgelder vorab festgelegt wurden).
Die Erfahrungen mit der vorhersagebasierten Finanzierung sind insbesondere im Bereich der wetterbedingten Katastrophen sowie im Gesundheitssektor ermutigend, wie das Deutsche Rote Kreuz in der Diskussion betonte. In den meisten Regionen wurde jedoch die vorhersagebasierte Finanzierung nicht in vollem Umfang genutzt, und die Experten diskutierten die damit verbundenen Hindernisse. Insbesondere in Konfliktsituationen spielt die antizipative Hilfe bisher nur eine begrenzte Rolle, und USG Lowcock teilte seine Zweifel, ob sie in konfliktgetriebenen Krisen eingesetzt werden kann, während IRC Deutschland auf anstehende Forschungsarbeiten zu diesem Thema hinwies.
2/2 … – on weather related disasters he sees impressive pilots&success stories while potential for conflict settings and forecast based action might be limited. @theIRC colleagues shared highly interesting ongoing inhouse analysis which might come to more optimistic conclusion
Ralf Südhoff auf Twitter
Die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter internationaler NGOs und der Rotkreuz-/ Rothalbmondbewegung berichteten zudem von ihren Erfahrungen mit diversen antizipierenden Finanzierungsmechanismen, die sie im Start Network und dem IFRC Disaster Relief Emergency Fund (DREF) sammeln konnten.
und dabei Mittel effizienter einzusetzen, wenn diese im Vorhinein für #Krisenprävention bereitgestellt werden. Vor allem bei wetterbedingten Katastrophen sieht er beeindruckende Pilot- und Erfolgsstories, während das Potenzial für Konfliktsituationen begrenzt sein könnte.
— Centre for Humanitarian Action (@cha_germany) 6. Juni 2019
Mark Lowcock lobte in seiner Rede auch die deutsche humanitäre Hilfe für ihr Engagement für vorhersagebasierte humanitäre Finanzierung und versicherte, die Kapazitäten des CERF für weitere early action Projekte auszubauen.
In dem Austausch wurde jedoch auch offen über die Grenzen der Absicherungsmöglichkeiten von vorhersagebasierten Ansätzen gesprochen:
Touching on much debated potential of #humanitarian #insurance schemes @UNReliefChief has been frank with @cha_germany indicating weather disasters eg at @Horn of Africa are not insurable as these happen too often today; overall insurance has potential to cover 10-15% of needs.
Ralf Südhoff auf Twitter
Teilnehmende Organisationen: Deutsches Rotes Kreuz, Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Global Public Policy Institute (GPPi), International Organization for Migration (IOM), International Rescue Committee, Islamic Relief, Maecenata Foundation, Médecins Sans Frontières (MSF), Norwegian Refugee Council (NRC), Oxfam Deutschland, Diakonie Katastrophenhilfe, Save the Children, United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR), World Food Programme (WFP)