Die COVID-19-Pandemie stellt nicht nur den Globalen Norden vor enorme Herausforderungen. Auch bereits vielfach von weiteren Krisen stark betroffene Bevölkerungsgruppen im Globalen Süden kämpfen mit dem Virus und seinen Folgen und sehen sich mit zusätzlichen Risiken konfrontiert.
Vor diesem Hintergrund fragen sich viele Akteur*innen der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit: Wie interferiert die COVID-19 Pandemie mit den humanitären und entwicklungspolitischen Herausforderungen im Globalen Süden? Kann die im Kontext der COVID-19 Pandemie geleistete Hilfe eine sinnvolle Ergänzung von bereits bestehenden Programmen sein? Kann sie sogar wichtige Policy-Agenden, wie Lokalisierung und den Triple Nexus vorantreiben? Oder führt die COVID-19 Hilfe eher zu Rückschlägen in der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit?
Zu diesen und weiteren wichtigen Fragen rund um die internationalen Covid-19 Hilfen veranstaltete das Centre for Humanitarian Action (CHA) am 21. August 2020 ein Webinar mit dem Titel:
COVID-19 – comprehensive response or development reversal?
Als Panelist*innen sprachen:
- Abukar Samow Mohamed (Nutrition and Health Coordinator, WARDI, Somalia)
- Ali Zaidi (Development Consultant, Pakistan)
- Henriette Sachse (Transitional Development Assistance, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, BMZ)
- Howard Mollett (Leiter der Abteilung Humanitarian Policy, CAFOD, UK)
- Moderation: Darina Pellowska (CHA)
Eine Aufzeichnung des gesamten Webinars kann hier abgerufen werden:
Durch einen Klick auf die folgenden Hyperlinks der Sprecher*innen gelangt man direkt zum jeweiligen Input innerhalb der Webinar-Aufnahme:
Howard Mollet (CAFOD) betrachtete die Thematik vor einer globalen Policy-Perspektive aus und widmete sich detailliert den Aspekten Humanitarian Governance, Resilienz und Lokalisierung.
Abukar Samow Mohamed (WARDI) beleuchtete sodann konkrete Herausforderungen im Kontext von Somalia – einem der Fokusländer der deutschen Bundesregierung für die Implementierung des Triple Nexus aus humanitärer Hilfe, Entwicklungshilfe und Friedensarbeit. Er stellte die operationellen Herausforderungen in der Koordination bereits existierender Bedarfe und Hilfsprogramme mit COVID-19 heraus und beschrieb wie UN- und NGO-Strukturen das unter der Pandemie strauchelnde staatliche Gesundheitssystem unterstützen konnten.
Abukars Einblicke wurden mit Eindrücken aus Pakistan ergänzt, die Ali Zaidi (Development Consultant) anschloss. Neben den Interferenzen zwischen der COVID-19 Response und anderen humanitären und Entwicklungssektoren unterstrich er die Bedeutung der Pandemie für den schrumpfenden zivilen Aktionsraum in Pakistan. Darüber hinaus problematisierte er die Performance verschiedener Arbeits- und Fundraising-Strukturen innerhalb des Hilfssystem und verknüpfte so COVID-19 Auswirkungen im Globalen Norden mit dem Geschehen im Globalen Süden.
Als finale Panelistin sprach schließlich Henriette Sachse (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, BMZ) über das COVID-19 Response Programm des BMZ. Sie erläuterte sowohl kurzfristige Anpassungen als auch langfristige Perspektiven. Dabei ging sie unter anderem auch auf die Chancen ein, die die COVID-19 Response als Praxistest für eine bessere Lokalisierungs- und Nexus-Politik haben kann.
Die Inputs der Panelist*innen wurden von einer Diskussionsrunde ergänzt, in die auch Fragen aus dem live-Chat Eingang fanden. Am Online-Event nahmen über 120 Personen teil.